Montag, 20. Mai 2013

Things which won’t kill you, will make you stronger!


Getreu nach dem Motto, “der April, der April, der macht, was er will"  erlebte ich ihn!

(Es fehlt hier leider meiner Reise, entlang der Westküste auf der Südinsel mit Anna. Ich werde es auf jeden Fall nachtragen, jedoch erscheint es mir wichtiger, meinen Blog mit meinen Erlebnissen im April weiterzuführen. Der Grund, weshalb ihr solange auf diesen Bericht warten musstet: Auf der Südinsel hatten Anna und ich einen straffen Zeitplan und da wir in keinem Hostel waren, hatten wir auch immer ein leichtes Stromproblem, insbesondere mit dem Laptop.)

Ankunft Blenheim (Autopanne Nummer 1):

Am 04. April erreichten Anna und Ich die Stadt, Blenheim. Im Norden auf der Südinsel Neuseelands gelegen. Dort wohnten und arbeiteten bereits unsere 3 Schwaben Tobi, Luki und Simon. Die drei hatten einen gut bezahlten Job in einer sogenannten Winery. Wo die gepflückten Trauben vom Vineyard ankommen und mit riesigen Maschinen in mehreren Schritten zu Wein weiter verarbeitet werden. Sie wohnten in einer Art WG, die von einer asiatischen Familie vermietet wurde. Ein kleines Häuschen in einer ruhigen Gegend Blenheims. Free WiFi, Dusche, WC, Waschmaschine und 3-er Zimmer, für 80 NZD die Woche. Ein super Preis, wenn man überlegt, dass man im Hostel auf 125 NZD in der Woche kommt.

Wir schliefen die erste Nacht auf einem DOC, 20 Minuten von Blenheim entfernt. Also wir dort abends, bei Dunkelheit ankamen, roch es stark nach Benzin.
„Sind wir das?“ fragte ich? „Das stinkt ja wie Hölle nach Benzin!“ Anna antwortete nur, „Hmm, weiß nicht“. Wir schauten kurz unter den Wagen. Es tropfte nichts. 
Als wir am nächsten Morgen zurück in die Stadt fuhren, unser Plan war es, in der Library endlich mal wieder mit unseren Liebsten Daheim zu skypen, rochen wir nichts mehr. Als ich jedoch das Auto parkte und noch einmal darunter schaute, tropfte das Benzin stetig heraus. Ich wusste, ich hatte nicht mehr viel im Tank, da reagierte ich schnell. Nachdem ich in Hektik eine Passantin nach der nahe liegendsten Werkstatt gefragt hatte, düste ich los. Zum Glück befand sie sich nur ums Eck. Dennoch hatte ich das Glück, dass es Samstag, einen Tag zwischen Karfreitag und Ostersonntag war und sich daher die meisten Mechaniker einen freien Tag nahmen und die Werkstätten geschlossen hatten. Ich fuhr eine ca eine halbe Stunde umher. Die Nadel der Tankanzeige sank und sank und sank. Irgendwann fand ich nach einigem Herumfragen endlich eine geöffnete Werkstatt. Aufgelöst und hektisch berichtete ich ihm von meinem Problem. Er grinste und antwortete gelassen, er könnte in 2 Stunden einen Blick darauf werfen. Alles kein Problem, solange ich nun eine gefunden hatte und nicht mehr fahren musste. Wobei ich wahrscheinlich eh nicht mehr weit kam.. :P

Es war die Benzinpumpe, die leckte, wie ich schon vermutete. Stolze 300 NZD für keine zufriedenstellende Arbeit, wie sich im Nachhinein herausstellte! Zu allem Übel fand der Mechaniker noch ein Loch in meinem rechten Hinterreifen. Ich sollte damit keinen Meter mehr fahren, riet er mir. Na super! Wir konnten jedoch auf dem Gelände nächtigen, allerdings ohne Toilette oder ähnliches, da ich nach den Feiertagen nach einem Second Hand Reifen, für einen günstigen Preis sehen wollte. 
Am selben Tag trafen auch Maik und Marian in Blenheim ein. Die beiden waren ein paar Tage später auf die Südinsel gekommen und hatten mit Maiks Eltern, die ihn hier besuchten, den Norden der Südinsel bereist und anschließend in Motueka (ebenfalls im Norden der Südinsel) in der Hopfenfabrik gearbeitet. Wir kochten und zogen anschließend los, um in der WG der Jungs ein wenig zusammen zu sitzen. Nachdem Maik, Marian und ich hier ein Jobangebot für die kommende Woche auf dem Weingut sicher hatten, überlegten wir, ebenfalls in die WG einzuziehen. Schon am gleichen Abend konnten wir mit den Vermietern reden. Maik und Marian sollten in ihr zweites Haus, zwei Straßen weiter unterkommen. Ich, bei den Schwaben in einem 3er Zimmer mit noch zwei anderen Mädels, Denise und Nadine.

Abschied Anna: 

Vor meinem Einzug am Montag, stand mir noch ein schwerer Schritt bevor, den ich machen musste. Der Abschied von Anna stand vor der Tür. Wir wussten schon in Dunedin, dass sich unsere Wege in Blenheim trennen mussten. Sie flog Ende April Nachhause, brauchte zuvor nicht mehr zu arbeiten und wollte mit dem übrigen Geld noch einige Orte erneut oder neu bereisen. Für mich stand fest, dass ich in Blenheim zunächst arbeiten musste, da sich mein Kontowert im einstelligen Bereich befand und ich schließlich noch bis Anfang Juni hier blieb.

Ihr Bus fuhr von der i-Site (Touristinformation). Maik und Marian fuhren, mit Anna und mir hinten drin. Schon einige Abende zuvor musste ich mir an den Gedanken daran, die ein oder andere Träne verdrücken. Auf der Fahrt war es kaum mehr auszuhalten. Wir waren doch mehr als drei Monate 24 Stunden zusammen gewesen. In dieser Zeit hatten wir schöne und traurige Momente erlebt, schier ausweglose Situationen zusammen gemeistert und dabei trotzdem immer großen Spaß miteinander gehabt. So etwas schweißt zusammen! Ein wenig war es auch der Gedanke daran, „allein“ zu sein, in dem Sinne, dass man eine vertraute Person nicht mehr an seiner Seite hatte. Aber versteht mich nicht falsch, ich freute mich auch auf eine Zeit „allein“. Ich kam schließlich alleine hier her, mit dem Gedanken, ganz Neuseeland selbständig zu bereisen, falls ich keine andere Person finden sollte.
Wir redeten an der i-Site noch ganz normal, bis ich irgendwann nur noch sehr schwer antworten konnte und Anna daraufhin meinte „Musst du weinen??“ ..Ihr könnt euch vorstellen, wie es weiterging..!

Maik und Marian waren anschließend aber richtig richtig süß! Ich hatte eigentlich vor, gleich darauf in die WG einzuziehen, aber sie luden mich noch zu sich ins Haus ein und sie kochten mir Rührei. Ich denke, sie waren ein wenig überfordert, aber einfach, dass sie da waren, sich mit mir unterhielten, tat mir in diesem Moment sehr sehr gut. Natürlich holte mich Anna’s Abschied die kommenden Tage noch öfter ein, aber nach einer Woche und regelmäßigem Kontakt zu ihr via What’s App, war es schon fast wieder gut!

Arbeit auf dem Vineyard mit Maik und Marian (Autopanne Nummer 2): 

Die Woche Arbeit mit Maik und Marian war sehr sehr lustig! Wir kamen auf dem Vineyard unter. Ihr müsst euch das so vorstellen. Zahlreiche Reihen, grüner Sträucher mit allen Arten von Traubenbündeln nebeneinander. Dahinter die Bergketten, die Blenheim umgeben. Man fängt gegen halb 8 Uhr morgens an, sich auf dem Vineyard zu versammeln. Arbeitsbeginn ist um 8 und wir hatten täglich Sonnenschein während dieser Woche. Das heißt, wir erlebten täglich die schönsten Sonnenaufgänge dort!
Ausgerüstet mit kleinen Zangen, Handschuhen und gelben und orangenen Warnwesten, ging es in 2er- Teams die sogenannten Rows auf und ab, um die Traubenbündel abzuschneiden und in große Kisten zu befördern. Diese wurden anschließend auf die Anhänger, die von riesigen Traktoren gezogen wurden (deshalb auch die Warnwesten), geladen. Gegen Ende waren wir richtig schnell. Es war zwar recht eintönig, aber ich genoss es, eine Aufgabe zu haben und im Großen und Ganzen hatten wir drei auf den Vineyards immer recht viel Spaß und eine schöne Woche.

Da wir an manchen Tagen auch nicht allzu lange arbeiteten, konnte ich meinen Reifen in Angriff nehmen. Ich hatte es gewagt, den Wagen von der Werkstatt in die WG zu fahren, als ich dort einzog. Nun fuhr ich ihn wiederum zu einem Secondhand-Reifen-Handel quer durch die Stadt. Natürlich vorsichtig beim Beschleunigen, Bremsen und in den Kurven, um den Reifen zu schonen. 80 Dollar bezahlte ich letztendlich für den Wechsel und den Reifen. Hatte sich gelohnt, zu warten!

Aber einen Tag drauf (wir kamen wieder schon um 3 Nachmittags nachhause) bereitete ich in meinem Zimmer alles vor, um in die Stadt zu fahren (das ging ja nun wieder, DACHTE ICH!). Auf einmal klopfte es, der Vermieter teilte mir freundlicherweise mit, mein Reifen sei platt. Im ersten Moment war ich sprachlos, ich stürmte nach draußen. Tatsächlich. Der gewechselte Reifen, war komplett platt! Während ich mit dem anderen, trotz Loch noch durch die gesamte Stadt cruisen konnte?!  In diesem Moment brauchte ich erst einmal Zeit für mich alleine. Ich machte einen kleinen Spaziergang mit iPod und Handy bewaffnet, um mich abzureagieren. Irgendwann brach ich weinend am Straßenrand zusammen und ich erlitt einen ausgiebigen Gefühlsausbruch. Der Verlust von Anna, ein wenig Heimweh, der Stress wegen der geschlossenen Werkstätten, die ich die Woche zuvor abfuhr und mein Benzin weniger und weniger wurde und nun das! Vielleicht reagierte ich in diesem Moment ein wenig über. Vielleicht kommt euch die Heulerei vollkommen unnötig vor, aber was ich hier gelernt habe: Es ist nie gut, seine Gefühle zu unterdrücken, denn irgendwann holen sie einen eh ein! Als ich mich wieder gefasst hatte, versuchte ich mich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass mich Maik und Marian am folgenden Tag nach der Arbeit zu dem Reifenhändler fahren konnten. Das taten sie glücklicherweise auch und das Problem war mit einem kostenlosen Wechsel des Schlauches (den ebenfalls stolze 3 Löcher schmückten), behoben. 

Abschied von M& M:

Der Abschied von Maik und Marian nahte. Am Wochenende verbrachten wir noch ein wenig Zeit mit den Schwaben, den Mädels, einem Arbeitskollegen von M& M aus Motueka, der nun auch um Blenheim in einer Winery arbeitete und Lars, den wir aus Te Puke kannten. Es war sehr schön und eine tolle Woche, die nun leider zu Ende ging und NATÜRLICH flossen beim Abschied Tränchen meinerseits!

In den nächsten Tagen redete ich jedoch viel mit Denise. Auch zu Nadine baute ich langsam ein vertrautes Verhältnis auf, da die beiden Nachtschicht in einer Muschelfabrik arbeiteten und bis 5, 6 frühabends Zuhause waren. Wir schmiedeten auch Pläne, zusammen zu kochen. Solche kleinen Dinge helfen, positiv in die Zukunft und nicht zurück zu blicken.

Jobsuche: 

In der nächsten Woche begann ich mit der Jobsuche, da die Arbeit auf dem Vineyard, saisonbedingt und inzwischen so gut, wie vorbei war. Ich fuhr also einige Wineries ab, hinterließ meine Daten bei Jobvermittlungsbüros und bewarb mich sogar in den gängigen Fastfood Restaurants, wie BK, wo sie zu dieser Zeit sogar suchten. Nichts! Kein Anruf, keine SMS oder E-Mail. Es war zum Verzweifeln, denn mit den gut 300 NZD, die ich die Woche auf dem Vineyard verdient hatte, kam ich nicht weit. Ich hatte die Fähre auf die Nordinsel und den WOF (Neuseeländischer TÜV) zu bezahlen, wobei letzteres sicher einige Autoreparaturkosten anfallen lassen würde. Es war zum Verzweifeln! Doch, wie heißt es so schön, ein Übel kommt selten allein! Im April sollte ich nicht verschont bleiben.

Schreckliche Neuigkeiten aus Deutschland: 

Naja, was heißt ich. Eines Abends, ich saß in meinem Bett und googelte mal wieder Arbeitsagenturen, ereilte mich eine What’s app Nachricht von Anna (meiner Anna daheim in Bayern und eine meiner besten Freundinnen). Ich freute mich, sehr von ihr zu hören. Sie musste mir jedoch leider einen Todesfall in unserem Freundeskreis mitteilen. Näheres möchte ich dazu nicht schreiben. Die Leute, die Näheres dazu wissen, wissen es. Nur so viel, dass es sich dabei um den Freund einer meiner besten Freundinnen handelte.
Ich war zunächst geschockt und musste dann furchtbar anfangen zu weinen. Auch wenn ich ihn nicht sehr gut kannte, natürlich gingen wir öfter in der Gruppe, auch mit seinen Jungs, furt oder erlebte ihn bei meiner Freundin Zuhause, wenn er zu Besuch war. Es war ein herzensguter Mensch und hatte das nicht verdient! Keiner hat so etwas verdient, aber am aller wenigsten er! Und meine Freundin, oh Gott, wenn ich an sie dachte, wurde mir ganz anders. Auch sie hatte so etwas einfach nicht verdient! In diesem Moment prallten alle Gefühle aufeinander! Ich war über den Verlust furchtbar traurig, das Gefühl, nicht für meine Freundin persönlich da sein zu können, zerreißten mich innerlich förmlich! Das konnte doch alles nicht wahr sein! An diesem Abend war ich sehr verstört. Ich gesellte mich schon irgendwann zu den anderen. Élena war inzwischen auch angereist. Tobi und ich kannten sie ebenfalls aus Te Puke. Bei dem Versuch, ein wenig zu erzählen, ereilten mich noch den ganzen Abend Heulkrämpfe. Simon kam irgendwann in mein Zimmer, ich redete mir kurz den Großteil von der Seele und er sagte mir, immer in ihrem 3-er Schwabenzimmer am Ende des Flures, willkommen zu sein. Zu jeder Tages- und Nachtzeit, wenn ich wen zum Reden bräuchte. Er nahm mich noch einmal in den Arm.
Es wurde leichter, doch auch jetzt, mehr als 1 Monat später erwischt es mich noch manchmal. Einerseits fühle und fühlte ich mich nicht dazu berechtigt, deswegen so durchzuhängen, ich kannte ihn doch gar nicht soo gut. Aber auch hier dachte ich wieder daran, dass es  nicht gut war, seine Gefühle zu unterdrücken und auch die Zusprüche einer sehr guten Freundin in diesem Moment, halfen mir, weiter zu kämpfen, nicht aufzugeben und mir keine Vorwürfe zu machen.

An dieser Stelle möchte ich mich insbesondere noch einmal bei meinen Eltern bedanken, dass sie mir am gleichen Abend, als mich die Nachricht ereilte, via Skype zur Seite standen. Außerdem meiner lieben Anna, mit der ich das Ganze auch sofort danach via Skype bereden konnte. Und meiner lieben Therry, die mit mir, gerade in dieser Zeit, einen regelmäßigen Kontakt pflegte. Du hast mich ermutigt, weiterzukämpfen, nicht durchzuhängen oder mich mit Gewissensbissen zu plagen, nicht daheim sein zu können und beizustehen. Außerdem, Dani, ich schreibe es Dir so oft, du bist zu jeder Tages und Nachtzeit für mich da! Wir haben in dieser Zeit einige Male geskypt, du weißt gar nicht, wie sehr du mir damit geholfen hast! Auch mit Tino konnte ich zu der Zeit regelmäßigen Skypekontakt pflegen und zu guter letzt, Franzi! Für deine Worte, Skypeanrufe und deinen BESUCH bin ich dir unglaublich dankbar! DANKE EUCH! <3

Simon & Cristina, Autopanne Nummer 3: 

Inzwischen glaubte ich nicht mehr ganz dem Sprichwort „Nach jedem Tief kommt ein Hoch“, da ich in letzter Zeit schon einige Tiefs, ohne jegliches Hoch, wie es schien, hinnehmen musste. So auch eines schönen SONNTAGS (in kleineren Städten, wie Blenheim, haben auch da alle Werkstätten geschlossen. Na, wer weiß, was folgt?!). Ich fuhr Denise und Nadine nach Picton zur Fähre. Eine ca. 30-minütige Fahrt (one way). Pünktlich am Ortseingang, links eine Tankstelle, rechts „Supercheap Auto“ ein Händler, der zahlreiches Autozubehör zu günstigem Preis verkauft) ging das Auto auf einmal AUS! Die Musik war weg, ich sah noch, wie der Scheibenwischer abrupt stoppte (Ja, zu allem Übel regnete es!), es blinkten noch nicht einmal Batterie- und Ölanzeige auf. Ich rollte noch auf den Seitenstreifen und blieb kurz vor der Tankstelle stehen. Alles klar, nur nicht die Nerven verlieren dachte ich. Gezielt steuerte ich auf die Tankstelle zu. Mit dem Gedanken, die Batterie oder eine der Sicherungen hätte versagt, fragte ich, ob ich mir ein Starterkabel ausleihen könnte. Nein, wenn dann könnte ich hier nur eines kaufen (Na super, falls es doch nicht die Batterie war, wollte ich dieses Risiko nicht eingehen!). Die „nette“ Dame an der Kasse (da traf ich doch gerade in dieser Situation einmal einen unfreundlichen Kwi!) konnte mir noch mitteilen, dass es doch heute Sonntag war und sicher auch keine Werkstätten offen hatten! Na besten Dank auch! Das hätte ich mir gerade noch selbst denken können!
Ich ging also zu Supercheap hinüber. Ich konnte mir ein Starterkabel borgen, doch es funktionierte immernoch nichts. Er stotterte noch nicht einmal beim Umdrehen des Zündschlüssels, einfach NICHTS! STILLE!
Einer der Verkäufer kannte jedoch zum Glück einen Mechaniker, der 7 Tage die Woche arbeitete. Er konnte in 45 Minuten da sein. Mit einem Blick auf den Zettel, mit seiner Nummer und dem darüber stehenden Namen, musste ich schmunzeln. Der Himmel hatte mir einen Engel geschickt, er hieß Simon! Zum Glück waren es nur die Sicherungen. Er wechselte mir sogleich alle, füllte mir das Öl auf und wies mich darauf hin, dass ich mein Kühlwasser sehr bald einmal wechseln musste! Ich bekam die Reparatur und das Öl zu einem Spottpreis und hatte nun auch eine Werkstatt für meinen WOF gefunden, was noch dazu der günstigste in der ganzen Stadt war. Während der Reparatur unterhielt ich mich sehr gut mit seiner Freundin, Cristina! Sie kam aus Italien und war für ihren Simon vor einigen Monaten nach Neuseeland ausgewandert.

Die beiden schickte wirklich der Himmel!

Denn als die drei Schwaben die WG am 26. Verließen, um ihren letzten Monat hier noch zu reisen, begann ich, mich nach und nach mit den asiatischen Vermietern anzulegen. Irgendwann eröffnete sie mir, da ich nun alleine ein 3er-Zimmer bewohnte. Dort sollte ich, sofern 3 weitere Interessenten kamen, doch bitte ausziehen. (Obwohl sie noch 2 übrige 3er-Zimmer in ihrer Wohnung zur Verfügung hatte, aber gut.) Wir hatten daraufhin eine kleine Auseinandersetzung. Denn ich mache inzwischen bei egal was, meinen Mund auf, wenn es mich stört!

Diese Auseinandersetzung war der Grund, weshalb ich zu spät zu Simon in die Werkstatt für einige Nachinspektionen für den WOF kam.

Kleiner Einschub zum Thema WOF. Simon reparierte mir alles, was anfiel zu einem Spottpreis! Ich fuhr unter sehr gefährlichen Bedingungen! Der Mann, der mir die Benzinpumpe wechselte, hatte die Stellen, wo das Benzin heruntergelaufen war, nicht gesäubert. Daher hingen noch einige Reste an dem Stahl unter der Karosserie. Ein Kabel, bei dem am Ende die Isolierung schon fehlte, befand sich lose, Milimeter weit von den Benzinüberresten weg. Ein falscher Funke und ich wäre, mitsamt dem Auto, in die Luft gegangen. Außerdem leckte die Benzinpumpe immernoch. Simon sprach ein ernstes Wörtchen mit dem Mechaniker und verdonnerte ihn dazu, mir das schnellstmöglich und umsonst zu reparieren! So von Mechaniker zu Mechaniker war das immer wirkungsvoller, meinte er.

Nun, ich entschuldigte mich für mein Zuspätkommen. Als ich auf die Geschichte mit meiner Vermieterin zu sprechen kam, lenkte er sofort ein mit den Worten, ich könnte doch für meine restlichen Wochen in Blenheim bei Cristina und ihm wohnen! Sie hätten ein Gästezimmer, zwei Katzen, free WiFi und Cristina und er würden mich sehr mögen! Außerdem bekräftigte er mich mit der Weisheit. Es sei nicht gut, wenn man in ein Land käme, auf das man sich freue. Auf die Kultur, die Menschen..dann aber an einem Ort sein müsse, an dem man sich nicht wohl fühle. Denn man sollte sich in seinem Leben immer von Dingen entfernen, womit oder wobei man sich nicht wohl fühlte. Im Grunde genommen eine ganz simple Theorie, in dem Moment gab es mir aber neue Kraft und den Antrieb zu sagen, ich nehme das Angebot an, denn so will ich nicht weiterleben!

Die 4 (Katzen mit eingeschlossen) bescherten mir eine meiner schönsten Zeiten in Neuseeland. Wir sahen uns unter der Woche kaum, wegen meiner Nachtschicht. Jedoch kam ich nach 10 Stunden Arbeit in ein schönes, geheiztes Zimmer! An den Wochenenden machten wir Ausflüge in den Queen Charlotte National Park (mit unter einer der schönsten, vielseitigsten in ganz Neuseeland). Sie luden mich zweimal zum Essen ein. Einmal in ein Lokal, das ein Österreicher eröffnet hatte. Apfelstrudel und Leberkas auf der Speisekarte und die Quetschn in der Ecke gaben mir ein Gefühl von Heimat! :D
Wenn wir nicht ausgingen, kochte Cristina für mich mit. Und nach einer Woche akzeptierte mich auch die zweite Hauskatze und kam zu Streicheleinheiten regelmäßig zu mir!

Mussel factory "Sandford" in Havelock: 

Einen Job hatte ich nach einer Woche suchen auch ergattert. Ich war in einer Muschelfabrik untergekommen. 5 Tage die Woche, Nachtschicht à 10 Stunden. Mit der Abteilung hatte ich wahnsinniges Glück! Ich war im Packroom, daher war es nicht allzu kalt und ich musste die in Tüten abgepackten Muscheln in kleine Boxen befördern oder die schlechten mit Handschuhen aussortieren.

Nach einer Woche Eingewöhnungszeit ging die Arbeit ganz leicht von der Hand! Ich gewöhnte mich an wenig Schlaf und die vielen Stunden stehen und Packen. Grund dafür war jedoch größtenteils die großartige Kollegschaft, mit der ich zusammen arbeiten durfte! International waren wir breit gefächert. Keine Deutschen, sondern Inder, Spanier, Finnen, Franzosen, Koreaner oder Maori. Mit einem der Finnen hatte ich von Anfang an ein super Verhältnis. Wir machten über die Laufbänder hinweg so viel Schmarrn! Da man sich mit den Ohrschützern und laut dröhnenden Maschinen nur via Gestik und Mimik verständigen konnte, brach das schon einmal sämtliche sprachliche Barrieren! (Logischerweise)! Gegen Ende mussten wir uns nur noch ansehen und mussten anfangen zu lachen. Mit seinem Bruder und dessen Freund, mit denen er unterwegs war, war es gegen Ende auch recht unterhaltsam! Doch auch der Rest. Von unseren Abteilungsleitern bishin zu den Indern, Spaniern oder Franzosen, es wurde die ganze Zeit Spaß gemacht. Gegen Ende war es ein super Team! Ich hatte zu jedem einen sehr guten Draht, verstand soweit alle Maschinen, wo, wann, was geholfen werden musste, den Einteilungsplan und wurde letztendlich im Verpacken unglaublich schnell! Bezüglich meiner Arbeitskollegen, pflege ich mit einigen noch jetzt Kontakt.

Fazit: 

Nun, es ist sehr viel passiert in diesem einen Monat, in Blenheim! Die Stadt hat sich von der absoluten Katastrophe in eine zweite, zweite Heimat am andern Ende der Welt entpuppt. Ich habe viele, tolle Leute kennengelernt, eine super Arbeitserfahrung in einer tollen Abteilung gemacht und, was für mich mitunter am Wichtigsten ist, so unglaublich viel über mich selbst gelernt!

Ich weiß, nach diesem Monat, dass ich nun alles schaffen kann, was ich will. Klar, konnte ich das schon vorher, jedoch hatte ich da nie das Selbstvertrauen, mir das zuzugestehen. Aber ich habe so viel erlebt, durchgemacht und am Ende geschafft! Dabei war ich am anderen Ende der Welt komplett auf mich allein gestellt. Denn trotz Denise, Nadine, Élena, Maik, Marian, Tobi, Simon und Luki war ich in meiner schwersten Zeit weit weg von Leuten, die mich am Besten kennen.

Mitunter aus diesem Grund kann ich euch diesen Blogeintrag aus einem der besten Tattoo Studios in Auckland senden! Denn, um mich Zuhause immer daran erinnern zu können, falls ich einmal wieder Selbstzweifel haben sollte, habe ich mir heute ein traditionell, maorisches Tattoo stechen lassen. Mein linkes Schulterblatt ziert nun eine Zusammenstellung aus Familienmitgliedern und das, was ich hier über meine Persönlichkeit gelernt habe und mir in Deutschland beibehalten will!
Ich grüße euch aus der Karangahape Road in Auckland! Mit Franzi, der mich hier für 2 Wochen besucht, in den Fängen der Tattoonadel, vor mir.

Eure Kristina

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen